Wim Wenders

…Sein Vater war ein leidenschaftlicher Hobby-Fotograf, der Bilder schuf, die an die frühen Fotos eines Ansel Adams erinnern. In der väterlichen Dunkelkammer wurde das Interesse des siebenjährigen Ernst Wilhelm (Wim) Wenders für die Fotografie geweckt … Die Maler Jan Vermeer, Edward Hopper und Max Beckmann wurden seine großen Vorbilder, weil sie ein „sehr ausgeprägtes Gefühl für Raum und Komposition“ besaßen. Diese Sensibilität für besondere Orte und malerische Kompositionen ist nicht nur in Wim Wenders‘ Filmen, sondern auch in seinen Fotografien zu spüren. Sie spiegeln die unterschiedlichen Beobachtungen eines neugierigen und rastlosen Reisenden wider…

Niki de Saint Phalle

Mit ihren leuchtend bunten Polyester-Plastiken, insbesondere ihren Nanas, wurde sie international berühmt. Diese Frauenbilder haben innerhalb der modernen Kunst die ebenso herausragende wie isolierte Position der französisch-amerikanischen Künstlerin Niki de Saint Phalle begründet. Ihre Bildwelt schert sich nicht um gängige Schönheit, Gediegenheit oder Harmonie, sondern sie ironisiert gesellschaftliche Normen. Trivialkunst und Kitsch stehen ebenso Pate wie hehre Größen der Kulturgeschichte, Boulevardpresse und Comic. Ein faszinierendes Werk, dessen Wurzeln allerdings in einer frühen persönlichen Katastrophe liegen. „Ich umarme die Kunst als meine Erlösung und Notwendigkeit“…

Cindy Sherman

Ihre Karriere als herausragende Künstlerin der inszenierten Fotografie begann mit der Suche nach der eigenen Identität. In einem Katalog unterzeichnete die 1954 in New Jersey geborene Cindy Sherman alte Jugendfotos mit dem Satz „that’s me“. Bereits als kleines Mädchen begeisterte sie sich speziell für die hässlichen und finsteren Charaktere ihrer Lieblingsmärchen. So verkleidete sie sich nicht als Prinzessin, sondern als alte Frau, Hexe oder Monster. In der Fotografie konnte sie die Idee der Kostümierung umsetzen, indem sie den eigenen Körper einsetzte. Das Fotostudio wurde zur Bühne inszenierter Fotografie, ihr Körper zum Träger der Bildinhalte…

„Imperium“-Debatte

Ach, es war eine Tour in den Untergang, diese Reise in die Natur, beladen mit Ideologie und ihrem lauernden Fanatismus, die August Engelhardt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Südsee unternahm.. Das Ziel war eine Kokosplantage auf der Insel Kabkon in Deutsch-Neuguinea (heute Papa-Neuguinea). Engelhardt hatte das Stück Land auf Kredit gekauft, um sich hinfort ausschließlich von Kokosnüssen zu ernähren und nackt dort herumzulaufen und die heimische Bevölkerung, die noch Muschelgeld als Zahlungsmittel kannte, gegen realen Lohn zur Arbeit auf seiner Plantage anzuleiten.. Christian Kracht hat aus dem realen Sujet einen Roman gemacht, gut geschriebenen auf dem doppelten Boden filmisch anmutender Szenenmontagen… Weil sein Romanheld zuletzt, durch diverse Enttäuschungen und Krankheiten gegangen und von der Kokosdiät bis zur Unkenntlichkeit abgemagert, den Verstand fast vollends verliert und unvermittelt rassistische und womöglich auch faschistische Wahnideen äußert, wurde der Autor in der Presse eben dieser Vorstellungen bezichtigt…

Passage 2011

….Es nennt sich „Passage 2011“ : Zwei Münchner Künstler und Alpinisten bauen ein fünf Meter langes und zwei Meter hohes, 150 kg schweres Glasfaserboot und ziehen es mit bloßen Händen über die  Alpen  bis zur Biennale von Venedig. Eine Schiffs(tor)tour, die den Aktionisten physisch und mental alles abverlangt. In  drei Wochen wollen sie den Alpenhauptkamm mit ihrer Boots-Skulptur überqueren, dabei 1500 Höhenmeter überwinden  und nach den Strapazen  ihren feuerroten Begleiter in der Lagune von Venedig zu Wasser lassen....

Mona Hatoum

…Als Mona Hatoum nach einem Grafik-Studium endlich beschließt, Künstlerin zu werden, reist sie von Beirut nach London. Doch als sie zurückkehren will, eskaliert der Bürgerkrieg im Libanon, und der Heimweg ist ihr versperrt. So bleibt sie im Exil und studiert sechs Jahre an  Londoner Kunsthochschulen. Nach einer Zeit des freien Experimentierens findet die Künstlerin bereits zu einer konsequenten Formensprache, die sich aus der Minimal Art und der Konzeptkunst entwickelt hat…

Ai Weiwei

… Die Videokamera schwenkt nach oben auf das Ende einer hohen, dicht mit Efeu umrankten Mauer aus roten Ziegelsteinen, wo zufällig eine weiße Katze sitzt und neugierig hinab schaut. Unten steht ein freundlicher Chinese, der eine kurze Botschaft auf Englisch verkündet. Er sei glücklich, dass seine Ausstellung in Berlin zu sehen ist, er könne aber nicht dabei sein.  „See you later“,  lautet dann sein letzter Satz.  Er ist wenigstens imaginär im Berliner Martin-Gropius-Bau  anwesend – in  diesem Video und in einigen Selbstporträts.  Ai Weiwei ist zwar nach seiner Haft im April 2011 von über 80 Tagen, die er in einem geheimen chinesischen Gefängnis nie allein und ständig bei grellem Licht zubrachte, nach massiven weltweiten Protesten wieder frei. Doch nur unter strengen Auflagen. …

Schimmernder Dunst über Coby Country

Hervorgehoben

…. Am Schluss im Märchen gibt es sie auch heil. Sind sie unbeschädigt, stehen sie naturgemäß gegen die Welt, in der wir leben. Sie haben gut Lachen. Und wenn es gut geht, lächeln wir mit, wie mit dem Glück im Theater. Wo man sich allerdings mitunter auch fürchten kann. Doch fürchten muss man die Leute von Coby County nicht. Sie mögen eine Provokation sein für die gefährdete Welt, aber gewissermaßen gehen auch sie selbst mit ihr unter, würden sie leer, wenn ihre Gegenwelt nicht mehr existierte. Ihre Vergnügen sind ja nur wirksam, wenn wir sie im eigenen Spiegel sehen. Denn freilich sind Leif Randts Romanfiguren in „Schimmernder Dunst über Coby County“ (Berlin Verlag, 2011) geheime Teile unseres virtuellen Innenlebens…