Zeugnisse der Vergänglichkeit

Die Objekte von Berlinde De Bruyckere, einer der international bekanntesten zeitgenössischen Bildhauerinnen, sind Abgüsse aus Wachs und Kunstharz, die von ihr in eine unnahbar anmutende Durchsichtigkeit der Haut moduliert werden. Ihre Skulpturen und Zeichnungen aus den letzten zwei Jahrzehnten beleuchten den menschlichen Körper in seiner rohen Schönheit und Verletzlichkeit. In ihren scheinbar zeitlosen Figuren setzt sich die belgische Künstlerin mit existenziellen Fragen zu Leben und Tod, Schmerz und Leid, aber auch zu Liebe und Mitgefühl auseinander. Sie betont zugleich, wie die menschliche Existenz im fleischlichen Körper verankert ist. Vor allem die fragmentierten Leiber ihrer wächsernen Skulpturen wirken oft unheimlich realistisch – einem ständigen Prozess der Transformation zwischen Werden und Vergehen ausgesetzt…

Frauen im Musikbetrieb

Seit fast 30 Jahren engagiert sich musica femina münchen (mfm) für eine höhere Sicht- und Hörbarkeit von Frauen in der Musik. Ein Symposium in München unter dem Motto „Und sie komponieren, dirigieren doch!“ referierte und diskutierte über die Tatsache, weshalb es nach wie vor so wenige Komponistinnen und Dirigentinnen im Konzertbetrieb gibt. Eine konzertante Aufführung der Barock-Oper „La liberazione di Ruggiero d’all isola d’Alcina“ von 1625, komponiert von Francesca Caccini, Musikerin und Sängerin am Hof der Medici, war der krönende Abschluss der Konferenz. „… Komponistinnen gehören zur Musik so selbstverständlich wie Komponisten. Sie leisten ihren wesentlichen Beitrag zur Musikkultur. Die lange Zeit unterdrückte oder zurückgedrängte Rolle der Frau als Komponistin hat allerdings dazu geführt, dass Werke von Komponistinnen nicht gleichermaßen im Licht der Öffentlichkeit stehen wie das bei ihren männlichen Kollegen der Fall ist“, argumentieren die Frauen von mfm. „Wenn niemand sich um die Werke von Komponistinnen kümmert, sie ausgräbt, einstudiert und aufführt, nehmen wir das eben selbst in die Hand“, lautete das Credo einer ersten Arbeitssitzung zur Gründung des Vereins von 1987. Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Frage gestellt, weshalb Frauen als Komponistinnen oder Dirigentinnen so wenig vertreten sind. Obwohl sich in den letzten 30 bis 50 Jahren in Sachen Frau und Musik viel bewegt hat, bleibt jedoch noch genug zu tun, nicht nur, was die Vergabe von Kompositions-aufträgen und die öffentliche Wahrnehmung musikschaffender Frauen anbelangt…

Das imaginäre Museum

Science-Fiction im Museum: Das Centre Pompidou, die Tate und das MMK gestalten gemeinsam ein europäisches Museum der Zukunft: Wir schreiben das Jahr 2052. Die Museen sind von der Auslöschung bedroht, und die Kunst verschwindet aus dem gesellschaftlichen Leben… Ein reales Szenario oder nur eine düstere Vision? Inspiriert wurde sie durch Ray Bradburys Science-Fiction-Roman Fahrenheit 451 von 1953 und dessen legendärer Verfilmung durch François Truffaut. Darin entwirft der Autor das Bild einer Zukunft, in der literarische Werke aus der Gesellschaft verbannt sind. Die einzige Hoffnung, sie für die nachfolgenden Generationen zu bewahren, besteht darin, die Werke zu erinnern. Um das imaginäre Museum und seine Kunstwerke vor der drohenden Vernichtung zu retten, ist die aktive Hilfe der Museumsbesucher gefragt. So wie Bradburys „Büchermenschen“ die literarischen Werke Beschriftungen der Werke, persönliche Erinnerungen durch Skizzen, Notizen oder Zeichnungen unterstützen deren Gedächtnisarbeit. „Diese einzigartige internationale Museumskooperation vereint vor dem Hintergrund eines solchen Science-Fiction-Szenarios über 80 Hauptwerke der zeitgenössischen Kunst. Drei große europäische Sammlungen verbinden sich zu einem transnationalen Museum der Zeit“, erläutert Dr. Susanne Gaensheimer, Direktorin des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt, das Projekt…