Jeden Tag dekoriert er einen Fahrradkorb vor seinem akribisch bewachten Atelier in Peking mit einem frischen Blumenstrauß als Zeichen des Friedens – bis er wieder frei reisen darf. Ai Weiwei wird dennoch in seiner weltweit größten Einzelausstellung im Martin-Gropius-Bau in Berlin, 7357 Kilometer von Peking entfernt, imaginär dabei sein. Auf 3000 qm in 18 Räumen und im Lichthof zeigt Chinas bekanntester Künstlerdissident Werke und Installationen, die noch nie zuvor in Deutschland gezeigt wurden. Vierzig Tage waren die Container mit Ai Weiweis politisch hochbrisanter Kunst zuvor auf dem Pazifik unterwegs gewesen – von Peking aus über den Hafen Dalian nach Berlin verschifft, für die große Schau mit dem hieb- und stichfesten Titel „Evidence“ – zu Deutsch Beweis. Die Exponate dokumentieren wie Indizien in einem Gerichtsprozess sein Leben und seine künstlerischen Aktivitäten. Im Ausland gefeiert, in China angefeindet, das erlebt Ai Weiwei seit Jahren, nachdem er mit dem Regime in seiner Heimat, auch öffentlich hadert. Die Folge waren persönliche Repressalien, Ausreisverbote, Gefängnisaufenthalte, Misshandlungen. Das alles hat er in seinen fotografischen Arbeiten dokumentiert. Das Handeln der Staatsmacht wird Teil seiner Konzeptkunst…