Im Zirkus macht das Leben normalerweise fantastische Sprünge. Davon bleiben im Kunsthaus Zürich nur Requisiten, Kostüme und Accessoires. Das Spektakel ist der Leere gewichen. Über allem hängt die rot-gelbe Hülle eines Zeltes mit seinen bunten Wimpeln von der Decke herab und scheint sich am Boden auszubreiten. In der Ausstellung geht es der französisch-marokkanischen Künstlerin Latifa Echakhch um das Ende dieses „Hier und jetzt“. Sie beklagt damit die innere Leere unserer Event-Gesellschaft und die Tatsache, dass heute alles so schnell geht, dass es daher eigentlich immer schon vergangen ist. Die Vorstellung von etwas, das nur in seiner Abwesenheit vorhanden ist, beschäftigt die 38jährige seit längerem. Sie reflektiert auch den oftmals voreingenommenen Blick auf nationale und religiöse Identitäten in poetischen und zugleich konzeptionellen Arbeiten. So 2008 in der Ausstellung „Shifting Identities“ mit schwarz bemalten, leeren Fahnenstangen, die sich im Raum überkreuzten. Oft verrät der Titel erst die Thematik – wie auch bei der Installation „Stoning“ von 2010. Harmlos am Boden liegende Steine rufen plötzlich Bilder von brutalen Steinigungen hervor. Inzwischen hat die Künstlerin an der Biennale Venedig 2011 und an der Sydney Biennale 2012 teilgenommen.