Oft hat Elisabeth Mann Borgese davon erzählt, wie sie mit ihrem Vater am Meer stand. „Das ist der Horizont“, erklärt der Vater. „Und was kommt hinter dem Horizont?“ fragt die Tochter. Das Meer, das Thomas Mann liebte und dessen Motivwelt in seinem Werk eine zentrale Rolle spielt, wird für seine jüngste Tochter zum Lebensinhalt. Sie, die ursprünglich Konzertpianistin werden wollte, kämpft für eine gerechtere Welt und zugleich für die Weiterführung des literarischen Erbes ihres Vaters. Im Zentrum ihrer späteren Interessen steht der Schutz und die Erforschung der Ozeane. Zehn Jahre nach dem Tod von Elisabeth Mann Borgese (1918-2002) gewährt eine erste große Ausstellung im Literaturhaus München Einblicke in ihr Leben, Werk und Wirken. Erstmals wurde dabei ihr Nachlass ausgewertet, der im Archiv der Universität von Halifax liegt und sich auch auf Dokumente aus der Münchner Monacensia und dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach stützt. Als erstes weibliches Mitglied des Club of Rome engagiert sich EMB als Initiatorin der Pacem in Maribus (Frieden auf den Meeren)-Konferenzen und wird Gründerin des Internationalen Ozean Instituts auf Malta sowie Mitglied der österrechischen Delegation bei der UN-Seerechts-Konferenz. Wie hochaktuell die Berichte von EMB an den Club of Rome bis heute sind, zeigt der folgende Ausschnitt: „Einerseits jammern wir über die Knappheit der Rohstoffe, andererseits schmeißen wie sie einfach ins Meer … Verschmutzung ist nur das Maß der Misserfolge unserer wirtschaftlichen, sozialen und politischen Systeme. Wie wir unsere Umwelt zerstören, zerstören wir uns selber. Auch homo sapiens steht auf der Liste der gefährdeten Lebewesen.“